Als Reichenbach mit Goldparmäner & Co. populär wurde.


 Reichenbach/Fils, EH

DAMALS,

Anfang des letzten Jahrhunderts war Reichenbach weit über den Bezirk Göppingen hinaus bekannt für seinen fortschrittlichen Obstbau, und es bestanden engste Beziehungen zur Landwirtschaftskammer in Stuttgart. Es wurden nämlich auf den Reichenbacher Hanglagen mit Unterstützung des Ministeriums neue Tafelobstsorten eingeführt und ausprobiert, und mit gezielten Schnitt- und Pflegemaßnahmen wurde die Qualität des Obstes von den Pomologen so verbessert, dass die Äpfel aus Reichenbach in Bezirksausstellungen laufend erste Preise erzielten.

 

Es kamen deshalb viele auswärtige Besucher einschließlich Leuten aus den Ministerien regelmäßig in die als mustergültig herausgestellten Versuchsanlagen auf den Reichenbacher Asang. In der Zeit von 1900 bis 1908 wurden hauptsächlich Apfelbäume gepflanzt, die dann im Verlauf der nächsten Jahrzehnte veredelt wurden. Besonders gefördert wurde die Goldparmäne, die in Reichenbach im Vergleich zu anderen Standorten offenbar besonders gut gedieh, und der aus der Schweiz eingeführte Ontario, sowie der einmalig duftende Zuccalmaglio. Weitere bewährte  Sorten waren z.B. Boskoop, Luiken, Berlepsch, Jakob Lebel, Landsberger Renette. Das sind nicht nur wohlklingende Namen: es sind Äpfel, die im Hinblick auf Geschmacksvielfalt, Vitaminreichtum und Botenstoffen den heutigen modernen Sorten größtenteils überlegen sind, die aber entweder für lange Transportwege oder für einen profitablen Anbau nicht geeignet sind. Doch im Liebhaberobstbau dürfen diese alten Sorten bis heute weiterleben.

Besuch in den Obstanlagen im Jahr 1903
Besuch in den Obstanlagen im Jahr 1903

Außer den seinerzeit eingeführten Tafelobstsorten war auch das Mostobst bis nach dem letzten Krieg in unserer Gegend ein wichtiges Lebensmittel. Das Standardgetränk war der Most, wofür entsprechende Apfel- und Birnbäume gepflanzt und gepflegt wurden.

 

Sowohl junge als auch über 100 Jahre alte Bäume prägen die Reichenbacher Streuobstwiesen
Sowohl junge als auch über 100 Jahre alte Bäume prägen die Reichenbacher Streuobstwiesen

Heute,

Neben dem Erhalt der der alten Obstsorten ist der Verein auch einer anderen Tradition treu geblieben, dem Mosten, wozu in den 70-er Jahren eine Mostereianlage installiert wurde, die von den Mitgliedern rege benützt wird. 

 

Der Übergang vom reinen Obstbauverein zum Obst- und Gartenbauverein folgte dem Wandel der Zeit, wobei jetzt Erhalt und Pflege der heimischen Natur im Vordergrund stehen. Nicht nur die Freude über das selbst angebaute Obst und Gemüse ist sichergestellt, auch die Arbeit an der frischen Luft, im Einklang mit der Natur, trägt zudem wesentlich zum Wohlbefinden und einer gesunden Lebensweise bei. 

 

Neben den regelmäßigen Schnittkursen  gehören auch Bastelnachmittage, Rentnertreffen und die Ausflüge zu einem geschätzten Bestandteil im Jahresprogramm zur Pflege der Geselligkeit. Das Zusammengehörigkeitsgefühl zeigt sich auch beim Organisieren der jährlichen Maifeste und des Weihnachtsmarkts.